Die Situation: Studenten schreiben eine Projektarbeit über Corporate Blogs und veröffentlichen sie in einem Blog. Ein Blogger entdeckt einen (ein paar?) Fehler in dieser Arbeit und schreibt einen Blogbeitrag mit der Headline “Warnung vor der Projektarbeit über Corporate Weblogs“. Daraufhin wurde die Arbeit vom Netz genommen und überarbeitet. Mittlerweile haben sich die Verfasser gegen eine Veröffentlichung ausgesprochen. Sie ist allerdings in weiten Teilen noch im Wiki der Professors einsehbar.
Worauf ich hinaus will … den Studenten ist ein Fehler unterlaufen und daraufhin wird die gesamte Arbeit zerissen, denn nichts anderes ist ein solcher reißerischer Aufmacher.
Ich frage mich, welche Studenten nach solchen Vorfällen überhaupt noch bereit sein werden, ihre Arbeiten ins Netz zu stellen.
Kritik an einer Studentenarbeit mit “Warnung” zu betiteln widerspricht jeglicher konstruktiven Kritik, von Diplomatie ganz zu schweigen. Ein Hinweis auf den Fehler oder eine sachliche Kritik hätte den Studenten weitaus mehr geholfen. Dass Unternehmen Blogs für ihre Kommunikation entdecken bzw. dass das Thema Einzug in Vorlesungen gehalten hat, scheint bei einigen Bloggern das Gefühl auszulösen, man würde ihnen IHR Spielzeug wegnehmen. Denn genauso wirkt dieser Beitrag vom Software-Guide auf mich.
Mal wieder stelle ich fest, dass in der “heiligen” Blogophäre ein ziemlich rauer Umgangston herrscht. Mit Vorliebe schlägt man hier in Kerben, die Jemand öffnet, der nicht schon seit Jahren bloggt und daher nicht jeden Skandal und jedes Skandälchen live miterlebt hat. Wer nicht von Anfang an dabei war, wird schlichtweg als Ahnungsloser belächelt.
Es hat nicht Jeder das Glück der “frühen Geburt” – wer sich neu mit dem Thema beschäftigt, muss sich die Informationen mühsam aus zig Blogeinträgen zusammen suchen. Und selbst dann kann man nie genau wissen, ob und wie man auf die Informationen und Meinungen bauen kann.
Statt dass die Blogosphäre hilft, kommt sie nicht vom hohen Ross herunter, sondern tritt nochmal nach. Sehr schön fand ich in diesem Zusammenhang die Aussage einer der Studentinnen in einem Kommentar: “fraglich ist schon ob dieses Web 2.0 wirklich so social ist, wie es immer dargestellt wird”. Ok, es war nur ein Blogger und keine große Welle, aber andere haben sich bei ihm für diese Info bedankt, und damit die Arbeit ohne eigenes Wissen verurteilt. Und deshalb bin ich der Meinung, dass ein solcher Beitrag mehr Schaden anrichten kann als dass er hilfreich ist.
Ach ja, wenn es interessiert und wer sich den Weg bis zu meinem ersten Eintrag sparen will: Auch ich blogge erst seit zwei Monaten. 😉 Und ich habe lange überlegt, ob ich meine Meinung dazu schreiben soll.