Ich hatte mich ja neulich bei der Berlin IA Cocktailhour (die erste Frankfurt IA Cocktailhour steht übrigens auch bald an! Mehr dazu demnächst!:) mit Carsten über Antipattern unterhalten. Patterns sind diese Entwurfsvorlagen von Interaktionsabläufen, die man immer wieder einsetzen kann, weil sie gut funktionieren. Beispiel: Design Pattern Library von Yahoo.
Nun gibt es aber auch schlechte Patterns, also Abläufe, die immer wieder benutzt werden, obwohl man sie besser machen kann. Jan hat darüber letztens gebloggt und auf ein schönes Beispiel von Looks good works well verwiesen.
Carsten hatte mir die Antipattern mit dem Beispiel “Löschen” erklärt: Man klickt auf “Löschen” (einer Mail, eine Gästebucheintrages o.Ä.) und wird dann gefragt “Willst du das wirklich löschen?”. Und genau das ist umständlich. Nun kann man sagen (und genau das hab ich auch gesagt;) “Aber was, wenn ich aus Versehen auf Löschen geklickt habe?” Des Problems Lösung ist: Statt der Frage “Willst du wirklich?” ist es sinniger, eine “Rückgängig-machen”-Funktion nachgelagert anzubieten. Denn nur die wenigsten klicken da aus Versehen drauf. Alle, die das Ding wirklich löschen wollen, werden durch die Zwischenfrage nur genervt.
Noch mal langsam:
– Ich klicke auf “Löschen”
– Das Ding verschwindet und ein Feedback erscheint in der Seite “Wurde gelöscht. Rückgängig machen?”
Und das war’s. Damit haben wir uns einen Schritt und ein paar Nerven gespart.
Nach dieser Erklärung hat’s bei mir “pling” gemacht und seit dem fallen mir ständig und überall solche nachgelagerten Funktionen auf. Oder Prozesse, die in letzter Zeit dahingehend optimiert wurden. hier mal ein paar Beispiele:
Friendfeed
Bei FF kann man diverse Feeds zu einem Lifestream aggregieren, man fügt also alle Aktivitäten aus dem Netz wie Fotos auf Flickr veröffentlichen oder Links bei del.icio.us posten auf einer Seite zusammen. Nun packen alle meine FF-Freunde alle möglichen Feeds da rein, die ich aber nicht unbedingt alle sehen will. Tolle Lösung von FF: Man kann einzelne Elemente oder ganze Feeds löschen. Sieht so aus:
Ein typischer Post auf FF:
Unten drunter gibts den Link “Hide”. Klickt man da darauf, verschindet der Eintrag wie folgt:
Die Frage, ob ich den Eintrag wirklich rauskicken will, wurde also nachgelagert. Zudem bekomme ich die Möglichkeit, mir noch mehr Optionen anzeigen zu lassen. Die Optionen sehen so aus:
Ich kann also festlegen, dass ich die auf Flickr gepostete Fotos von XY (oder von all meinen Freunden) überhaupt nie in FF sehen will.
Wenn ich mich richtig erinnere, lief diese Aktion bis vor kurzem noch wie folgt ab:
– Man klickt auf “hide”
– Die Messagebox mit den Optionen erschien und man konnte wählen.
Jetzt ist die Messagebox ebenfalls nachgelagert für die paar Leute die nicht nur den einen, sondern alle Flickr-Einträge dieses Nutzers, oder gar alle Flickr-Einträge aller Freunde raushaben wollen.
Damit wären wir dann bei der nächsten Frage: Was will der User bzw. die Mehrzahl der User? Beim Löschen ist das noch recht klar. Die meisten wollen den Eintrag wirklich löschen und den zusätzliche Klick gibts nur für die paar Leute, die sich verklickt haben. Was ist aber mit den zusätzlichen Optionen? Wollen die meisten Leute bei jedem “Hide” die Optionen sehen oder wollen das nur wenige? Ich persönlich möchte die Optionen immer sehen, denn wenn ich einen Eintrag rauskicke, will ich in der Regel alle Einträge dieser Art raushaben.
Anderes Beispiel: Facebook
Fügt man hier eine Person als Freund hinzu, hat man die Möglichkeit, Freundschaftsdetails genauer zu spezifizieren.
Bis vor kurzem wurde die Messagebox mit diesen Optionen automatisch nach dem Klick auf “Als Freund hinzufügen” angezeigt. Seit neuestem muss man sie extra aufklicken.
Was ist nun besser? Ich persönlich füge jedem Freund Freundschafsdetails hinzu. Für mich ist es also umständlicher geworden. Alle, die dies nicht tun, werden sich freuen, dass sie diese Abfrage nun nicht mehr skippen müssen.
Was tun um alle glücklich zu machen? Man könnte eine statistische Auswertung machen, ob die Mehrheit der User diese Angabemöglichkeit nutzt oder nicht. Ich vermute mal, dass Facebook das gemacht hat. Andererseits kommen wir hier aber auch wieder in die Schere zwischen “Was will die Plattform” und “Was will der User”. Die Plattform will sicherlich, dass die Leute diese Angabe machen. Für den User bedeuten diese Angaben aber Aufwand, den er vielleicht nicht haben will.
Vielleicht hat Facebook die Abfrage aber auch nachgelagert, weil sie dem User nach dem Hinzufügen eines Freundes auch noch weitere Todos anbieten wie “Schlage Freunde vor…”.
Auf alle Fälle ist das eine Überlegung, die man sich beim Nachlagern stellen sollte. 🙂