O-Ton zu Amazons Lieblingslisten

Gestern mittag war ich mit Freunden zusammen im Baumstammhaus (s. Qype) Essen. Dabei kamen wir (rein zufällig) auf das Thema Lieblingslisten bei Amazon. (Hier mal ein Beispiel)

O-Ton Herr F. aus Wiesbaden: “Ich find die Lieblingslisten total klasse! Ich hab da eine Frau aus Frankfurt entdeckt, die hat haargenau den gleichen Musikgeschmack wie ich!”

(An dieser Stelle erwartete ich, dass er dann sagt, wie klasse es ist, dass er über ihre Liste auf neue tolle Bands und Alben aufmerksam wird.)

Fortsetzung O-Ton: “Nur … da gibt’s ja keine Kontaktmöglichkeit … ich würd die gerne mal kennen lernen!”

Ich lass das mal so stehen! 😉

So war die Community Summit in Wiesbaden

… aus meinem Blickwinkel. Ich finde, das war die interessanteste Konferenz (bisher) in diesem Jahr.

Nach einem tollen Start mit dem Bloggertreffen, das einige Cocktails später in einer Salsa-Bar endete, fing die Community Summit für mich etwas leidvoll (Kopf) an. (Yieeha kann aber auch verdammt ausgiebig feiern!) So habe ich leider die ersten Vorträge verpasst und bin erst zu den Systemhelden eingestiegen. Die waren dafür aber echt klasse!

Hier mal eine Auswahl einiger interessanter Vorträge:

Sun Microsystems – Systemhelden.de
Sys-Admins sind eine sehr interessante Zielgruppe für Sun und sollen mit einer Community angesprochen werden, die genau auf ihre Probleme abzielt – denn sie immer da sind, wenn es brennt, aber wenn alles läuft, existieren sie nicht. Es fehlt ihnen also an Wertschätzung, und die bekommen sie, indem sie zu Helden gemacht werden. Sun zieht aus dieser Community sehr viel verwertbare Informationen.
Am besten einfach mal angucken … Systemhelden trifft den Nerv der Zielgruppe super gut, unter anderem können sie dort “Daus züchtigen”. 😀
Einen offiziellen Trailer gibt es auch, und soweit ich mich erinnere, sind sogar User-Videos auf YouTube zu finden.

Senioren-Community Feierabend.de
Feierabend.de kenne ich noch von vor 6 oder 7 Jahren, ich weiß zwar nicht mehr in welchem Zusammenhang, aber damals waren die Silversurfer ja auch schon mal DIE Zielgruppe schlechthin.
Obwohl sie auf den ersten Blick so 1.0 daher kommt, leben die Senioren auf Feierabend.de eine überaus lebendige Community mit über 80 Regionalgruppen, die Frankfurter Gruppe hat z.B. über 1000 Mitglieder, die sehr häufig zu gemeinsamen Aktivitäten treffen. Feierabend.de geht aber auch mit den aktuellen Entwicklungen mit und hat einfach mal das StudiVZ-System kopiert – was sehr großen Anklang gefunden hat! Auch Senioren haben das Bedürfnis, über Filtermechanismen neue Kontakte zu finden.
Eine Besonderheit ist übrigens, dass Senioren sehr affin sind für Werbung. Sie testen mit Vorliebe Produkte, Dienstleistungen und Kommunikationsangebote auf ihre Gebrauchstauglichkeit. Ein Beispiel war Smart … die Senioren konnten einen Tag lang das Auto testen und waren am Ende begeistert von diesem netten Tag mit Picknick etc. Und lieferten sehr wertvolles Feedback.
Mehr über Seniorenmarketing gibts auf Seniorenmarkt.de.

Thomas Vehmeier zu Lock-In- und Netzwerkeffekten sowie Produktlebenszyklen von Communities
Ein sehr interessanter Vortrag, den ich leider nicht so einfach zusammen fassen kann – war irgendwie zu komplex. Den Vortrag gibt’s aber komplett in seinem Blog und ist auch ohne Tonspur lesbar.
Einige Aussagen:
– Die Konnektivität über Communitytools erhöhen – hier liegt die Kunst darin, die Tools herauszufinden, die den höchsten “Group forming-Effekt” haben. Am besten durch einen intensiven Kontakt zu den Usern oder noch besser “User-generated development”.
– Ausweitung des Lebenszyklus – Was kann man den Kunden anbieten, wenn sie den Produktlebenszyklus durchlaufen haben? Beispiel Singlebörsen: Sobald sie einen Partner gefunden haben, steigt die Austrittsmotivation. Dem könnte man mit Angeboten zur Freizeitgestaltung / andere Paare finden entgegensteuern.
Über diese Themen kann man auch sehr schön in seinem Blog nachlesen.

10 Jahre Spotlight.de
Sehr interessant war auch die überaus einsnullige Community Spotlight, die im Prinzip nur aus Foren besteht, in denen sich die User bei PC-Problemen helfen. Peter Herzog beschrieb seine Community sehr anschaulich und unterhaltsam (“Es ist eine sehr altmodische Seite, aber komischer Weise lieben uns unsere User”), dass ein enger Kontakt zur Community sehr wichtig ist (“Jetzt steh ich [als Foto] schon seit 10 Jahren auf dieser Website rum.”) und wie wichtig ausgebildete Moderatoren sind (Soziale Kompetenz ist gefragt, die Ausbilung dauert 3-5 Monate).
Veränderungen gab es bisher kaum, “weil die User keine Veränderungen mögen” – meiner Meinung nach mögen so die Nutzerzahlen zwar konstant bleiben (solange sie kein besseres Angebot entdecken), aber eine Steigerung der Nutzerzahlen ist so sicherlich kaum möglich.
Aber eigentlich war es auch mal ganz nett zu hören, dass es auch Communitybetreiber gibt, die nicht auf schnelles Wachstum oder Internationalisierung aus sind.

Andre Alpar zu Hitflip.de
Als schönen Gegensatz dazu zeigte Andre, dass die Hitflip-User Veränderungen mögen, sonst wären sie ihnen trotz der Einführung vieler neuer Tools und Funktionen seit dem Start nicht so treu geblieben. Er ist der Meinung, dass die User sehr interessiert sind an Neuerungen, bzw. diese sich auch wünschen. Da man aber nie weiß, ob neues funktioniert, muss man “es einfach ausprobieren”.
Die Beschreibung der User fand ich sehr treffend: “Unsere User haben viel Zeit und wenig Geld – und sie sind keine Tekkis.”

Jochen Krisch von Exciting Commerce
Wie Communities den E-Commerce lebendig machen … schöner Überblick von Zooplus bis zu Stylehive etc. … und es gibt noch so viel zu entdecken! Zum Beispiel Naked&Angry ( da werden Krawatten von den Usern designt), Trezr.com oder Modoshi.com. Die kannte ich entweder noch gar nicht oder nur vom Namen her.

Community und Crowdsourcing – A better tomorrow
André hat sehr interessant beschrieben, warum ihre User sie so mögen – weil ABT genau weiß wie die Zielgruppe tickt, und dass ABT selbst genauso tickt, hat man auch am Vortrag selbst gemerkt “Die finden uns einfach geil.” Ich fand seine Art super, anderen war es zu wenig Business-like … warum wird eigentlich immer erwartet, dass man sich an alles anpasst?
Er hatte auch ein paar Beispiele dabei, wie aktiv die User bei ABT mitmachen: Auf User-Wunsch wurden Flyer gedruckt, damit diese was zum Verteilen auf Parties haben, oder ein User hat sich gemeldet, der ein Widget programmieren möchte.
Toll fand ich auch die Aussage: “ABT ist kein Social Network, aber die User wünschen sich ein Social Network – Euer Wunsch ist uns Befehl.” Dann bin ich mal sehr gespannt, was da bei ABT noch so alles kommen wird!
Mehr zum ABT-Vortrag gibt’s bei Jochen Krisch.

Recht zweinull – Haftungsrisiken bei User generated Content
Uff, das war so viel und so interessant, dass ich gar nicht viel mitschreiben konnte. Aber ich glaube, die Präsi wird noch ins Netz gestellt. 😉 Die Präsentation gibt’s in seinem Blog zum Nachlesen … Andre Alpar z.B. hat sie komplett mitgeknipst und kam dabei gar nicht mehr zum livebloggen, so interessant war sie. 😉

Es gab noch viel mehr interessante Vorträge … wer nicht dabei war hat echt was verpasst! Erfolgreiche Community-Konzepte wohin das Auge blickt … und zwischen drin auch immer ein bissl Social Commerce! Aber nächstes Jahr geht’s weiter – ich bin gespannt, was sich bis dahin in der Community-Landschaft getan hat!
Einen tollen Einblick gibt auch das Event-Blog, das Einträge zu allen Vorträgen enthält!

Auch das drumherum war super … ich konnte mich mit so vielen netten und interessanten Menschen unterhalten, habe viele Bekannte wieder getroffen und bei der Night of Communities so viel gequatscht, dass ich recht früh ziemlich müde ins Bett fallen musste.
Im Prinzip kann ich Jochen Krisch nur zustimmen, irgendwie war es wie ein Klassentreffen. 😉 Habe mich echt gefreut, dass er mich mit dazu zählt! 🙂

Community Summit vom 8.-10.5. in Wiesbaden

Übernächste Woche geht’s in Wiesbaden zwei Tage lang um mein Lieblingsthema: Online-Communities! KongressMedia veranstaltet die Community Summit im Dorint in Wiesbaden und ich darf als Bloggerin dabei sein! Vielen Dank für die Akkreditierung! 🙂

Los geht’s schon am Dienstag den 8.5. mit einer Pre-Conference: Virales Marketing und Word-of-Mouth

Am 9.5. dann: Erfolgsfaktoren für Aufbau & Pflege einer Online-Community

Und am 10.5.: Erfolgsfaktoren der Wertschöpfung und Realisierung einer Online-Community

Am 8.5. findet Abends ein kleines Bloggertreffen im Lumen statt und am 9.5. gibt’s die Night of Communities als Abendveranstaltung.

Was bin ich gespannt! 🙂
Besonders freu ich mich auf all die vielen Referenten, deren Web-Angebot ich nutze oder deren Blogs ist lese: André Grünhoff – A better tomorrow, Peter Ambrozy – edelight, Andre Alpar – Hitflip, Jochen Krisch – Exciting Commerce Blog, Thomas Vehmeier – InternetEconomics Blog und Carsten Ulbricht – Web 2.0 & Recht Blog.

Was mir im Programm fehlt sind die großen Brands, die sich ja bekannter Maßen mit Web 2.0 und echten Communites ein wenig schwer tun. Wahrscheinlich der Grund für den Mangel an Brand-Community-Beispielen.

Aktuellste Infos gibt’s auch via Twitter vom offiziellen Community Summit Twitter Stream. Sehr praktisch! Ich werds auch während der Veranstaltung auf’s Handy schalten, mal sehen, ob auch live vor Ort noch getwittert wird! 😉

Aus eins wird zweinull?

Oder wie eine Community langsame Schritte Richtung Social Network unternimmt und die User hinterherhinken.

eins.de ist ein lokales Stadtportal mit Informationen, Entertainment und Events in mittlerweile ziemlich vielen Städten in Deutschland. Ein großer Bestandteil des Portals ist die Community, die es seit über 3 Jahren gibt. Die wichtigsten Community-Features sind User-Profile, Buddy-Listen, privaten Nachrichten, Foren, Party-Foto-Kommentare, News-Artikel-Kommentare und User-Events (mit kompletter Event-Verwaltung). Alles klassische Community-Features, aber eben keine Features, wie man sie von den aktuell erfolgreichen Social Networks kennt.

Die Portale sind in manchen Städten sehr stark präsent. Paradebeispiel ist wiesbaden.eins.de, denn in Wiesbaden wurde eins.de 1999 gegründet wurde. In Wiesbaden werden regelmäßige eins-Events (AfterWorkLounges etc.) veranstaltet und die Fotos von diesen Partys auf der Website veröffentlicht. Wer dort regelmäßig fotografiert wird und in der Community aktiv ist, wird daher auch gerne mal erkannt und angesprochen – davon kann ich ein Lied singen. 😉
Hauptgrund sich auf wiesbaden.eins.de zu registrieren sind die Partyfotos, die man in nicht-eingeloggtem Zustand nicht sehen kann. Über diese Feature kommen die meisten User zur Community. (Nachtrag: Habe gerade noch eine ganz interessante Pressemitteilung von eins.de entdeckt.)

In letzter Zeit bringt eins.de immer wieder neue Features, die in Richtung Social Network gehen und ruft dabei seltsame Reaktionen bei den Usern hervor – was mich auch häufig verwundert.

Offene Buddylisten
Ein typisches Element in der Web2.0-Welt sind die offen sichtbaren Buddylisten und die daraus resultierenden Verbindungen der User untereinander. Vor ein paar Monaten hat eins.de nun auch eine Anzeige im Profil eingeführt, die 5 zufällig User der Buddyliste zeigt.

Mir selbst ging das noch nicht weit genug, ich hätte lieber die komplette Buddyliste gezeigt, aber ich darf auch nicht immer von mir ausgehen. 😉 Die Community reagierte jedenfalls mit Empörung. Ok, die Einführung war nicht wirklich gelungen, denn es wurde nicht angekündigt und es wurden zu Beginn auch User angezeigt, bei denen man auf der Buddyliste steht, aber die nicht auf der eignen Liste stehen. Aber es wurde noch eine Erläuterung nachgeschoben und man kann nun wählen, ob nur die eigenen Buddies oder alle die Liste sehen können. Komplett abschalten kann man die Anzeige dennoch nicht. Es gibt also ein paar konzeptionelle Fehlerchen. Aber eine unter der Usern weit verbreitete Meinung ist, dass es doch niemanden was angeht, wer die eigenen Buddies sind. Selbst die Anzeige der Zahl, auf wie vielen Buddylisten man sich befindet, wird kritisiert.

Vielleicht spielt hier der lokale Faktor mit rein, denn Wiesbaden ist klein, man kennt sich und sieht sich regelmäßig. Nach Einführung dieses Features setzte jedenfalls erstmal ein panisches Buddylisten-Aufräumen ein. Keine Ahnung, wer sich da nicht vorzeigbares drauf befand, aber es müssen wohl Kontakte gewesen sein, die die Freundin / der Freund nicht sehen durfte. Oder Bekannte, die wiederum andere Bekannte nicht leiden können etcpp und weitere private Nachbarschaftskriegsgeschädigte.


Natürlich war es auch nicht in Ordnung, eine bisher private Sache, ohne Vorankündigung öffentlich zu machen, die konzeptionellen Fehler hatte ich ja schon erwähnt, aber selbst jetzt, nach Wochen, höre ich noch Stimmen, die der Meinung sind, dass eine Buddyliste eher privater Natur und nichts öffentliches ist.

Blogs
Seit letzter Woche gibt es nun auch Blogs für die User. Verankert im Profil, kann jeder User Blogbeiträge schreiben, die von anderen kommentiert werden können. Die klassischen Features wie Trackbacks etc. fehlen, sind aber in anderen Social Networks wie MySpace auch nicht vorhanden. Immerhin kann man Blogs und auch Blogbeiträge abonnieren. Die Reaktion der User war zweigeteilt und reichte von Begeisterung über Unverständnis (was ist ein Blog) bis zur totalen Ablehnung. Hauptsächliche Kritik: „Es gibt doch schon das Forum, wozu brauche ich nun noch einen Blog? Die Seite ist eh schon zu voll, da blickt doch keiner mehr durch. Noch mehr sinnbefreites Gelabere.“ und so weiter. Ich habe versucht zu erklären, was an einem Blog anders ist, dass es eben persönlicher ist und dem Profil zugeordnet etc. aber das hat keinen interessiert. Die Themen in den Blogs sind denen im Forum auch sehr ähnlich, ein mehr persönliche Note findet sich da nicht. Vielleicht auch noch nicht, eventuell müssen sich die User erst noch dran gewöhnen.

Fehlender Blick übern Tellerrand oder hohe Loyalität?

Ich wundere mich manchmal darüber, dass viele der Leute, die tagtäglich viel Zeit in dieser Community verbringen, sonst nicht viel von der restlichen Internetwelt mitkriegen. Ein Flickr-Account für unsere Fotos anzulegen, war schon fast zu highlevel. Dabei hätte ich diese Menschen eigentlich als internetaffin eingestuft. Es besteht bei vielen einfach kein Interesse für weitere Aktivitäten im Netz. Letzt fragte jemand im Forum, was man denn von Secondlife halte und viele Kommentare lauteten „Du hast doch schon ein zweites Leben bei Wiesbadeneins, was willst du denn damit noch?“ Ok, Secondlife ist noch mal ne ganz andere Nummer, aber die Ablehnung, ohne zu wissen, um was es geht, ist schon sehr hoch. Das merke ich auch an anderen Web2.0-Diensten und Websites, die ich vorschlage … die Resonanz ist fast immer gleich null.

Allenfalls für andere Stadtportale interessiert man sich noch und das Angebot an Stadtportalen ist alles andere als gering, wobei sich hier in Wiesbaden alles auf Wiesbadeneins und Stadtleben.de konzentriert. Wurden jedoch erstmal Freunde in der Community gefunden, ist der Lock-In-Effekt wohl ziemlich hoch.

Der fehlende Web2.0-Schnack mit dem User

Was Wiesbadeneins noch um Lichtjahre von einem wirklichen Web2.0-Dienst entfernt ist die fehlende Kommunikation mit den Usern. Es gibt unglaublich viele Wünsche und Bugreports im Forum, aber eine Reaktion kommt so gut wie nie dort an. Behoben werden Bugs auch nur sehr sehr schleppend bis gar nicht. Es ist auch schon sehr bezeichnend, wenn der Admin Poweruser auf die Ignore-Liste setzt. Ich würde mir ein offizielles eins-Blog wünschen, aber mittlerweile habe ich es aufgegeben.

PS: Sorry für so viel Text und Hochachtung für alle, die hier unten angekommen sind. 🙂