Und wie lebst du?

Da ich nie Zeitschriften kaufe, beschränkt sich mein gesamter Zeitschriften-Konsum auf die Wartezeiten beim Arzt. Und dann aber mit Vorliebe Einrichtungs-Zeitschriften. Als ich also heute morgen beim Arzt wartete, hatte ich natürlich Schöner Wohnen in der Hand … und dabei fiel mir UCinteriors wieder ein …

Vor einiger Zeit hatte ich mit der Gründerin gemailt (die in Paris lebt *neid*) und schon mal kurz reingeschaut, in das Social Network zum Thema Deko und Raumgestaltung. Bei ucinteriors.com geht’s um Wohnungs- / Einrichtungsthemen. Die Mitglieder können mit Fotos zeigen, wie sie ihre Wohung eingerichtet haben, sie können Einrichtungstipps geben oder sich inspirieren lassen und wenn jemand Hilfe benötigt, diese von anderen Mitgliedern bekommen. Dabei geht’s auch darum zu entdecken, wie Menschen in anderen Ländern wohnen, deshalb ist die Seite in deutsch, französisch und englisch verfügbar, weitere Sprachen sollen noch kommen. Die Idee zu ucinteriors.com kam den Gründern bei der Arbeit an der Online Einrichtungsberatung Urban Cocooning.

Bei ucinterior.com kann man Fotos von der eigenen Wohnung hochladen und damit andere inspirieren. Oder sich Inspiration holen … denn da sind so einige echt tolle Wohnungen, Räume, Gestaltungsmöglichkeiten etc. dabei!

Eine selbstgebaute Küche inkl. Fotostrecke (ok, der Mann ist Maurer, muss man dazu sagen):

Manchmal werden auch ganze Häuser gezeigt, wie dieses hier aus Mainz:

Es werden aber auch kleinere Dinge diskutiert wie dieser Raumteiler aus Löffeln:

Daneben gibts natürlich die typischen Social Network Features wie Freundelisten, Nachrichten, Lieblingsfotos, Kommentieren etc.

Was ich mich nun frage: Warum gibts hier keine Produktempfehlungen mit Link zum Online-Shop? Hey, wenn ich meine Wohnung zeigen würde, könnte ich bei jedem Möbelstück zum IKEA-Shop verlinken. 😉 Ich finde, zu dem Thema Wohnen passen Produktempfehlungen prima! Schließlich holt man sich Inspiration und will dann auch wissen, wo man die Sachen (wenn sie nicht grad selbst gemacht sind) kaufen kann. Ich fänds super!

Ich hoffe mal, ich darf diese Screenshots hier zeigen und die Fotographen haben nichts dagegen.

Unruhe im Hause Twitter … zieht die Karawane zu Jaiku?

Was ist denn da plötzlich los? Auf einen Schlag trudeln täglich mehrere Kontaktanfragen in meinem Jaiku-Account ein. Alles Leute, die auch in Twitter meine Kontakte sind. Da wundert man sich natürlich erstmal …

Aber der Schuldige scheint schnell ausgemacht: die Reboot, die auf Jaiku twitt…äh über Updates informiert und Dotdean, der plötzlich auf Twitter wieder über Jaiku quatscht.

Seitdem ist Jaiku großes Thema im Twitter-Chat (naja, zumindest bei meinen Kontakten). Aber hey, die HeuschreckenKatzen-Plage (Server-Error-Meldungen) waren bei Twitter in letzter Zeit aber auch gnadenlos und haben schon so einigen Unmut verursacht.

Und nu?

Der erste hat sich schon komplett aus Twitter verabschiedet:

Manch einer findet, dass Jaiku irgendwie doch die hübscheren Features hat:

Eingerichtet hat man sich schnell:

Aber aufwändig ist so ein Umzug schon:

Es scheint, als käme keiner dran vorbei:

Man schreibt mal hier mal dort, und verliert dabei völlig den Überblick:

Aber Katzenvorhersagen gibt es auch schon für Jaiku:

Noch siehts so aus, als wäre der Umzug noch nicht durch:

Und Twitter hat treue Fans:

Während manch anderer sich von Jaiku überzeugen lässt:

Auch wenn das Vokabular noch nicht ganz geklärt ist:

Und einer kämpferisch den Widerstand aufrecht erhält:

Aber die hohe Politik ist ausnahmsweise auch mal auf Zack:

Und die Fangemeinde scheint sich genauso kreativ mit Jaiku zu beschäftigen wie mit Twitter. Bei Mashable gibts ne Menge praktischer Tools für Jaiku.

Was bin ich gespannt, ob man wirklich umzieht oder nicht … wie war das doch gleich mit den Lock-In-Effekten? 😉

re:publica fachlich

Ich habe auf der re:publica viele tolle Vorträge gehört, die für mich interessantesten will ich mal kurz aufzählen.

Bausteine für den Gruppenraum
Interaction Design Patterns für Online Communities

Christian Müller, Student Medientechnologie, Ilmenau und Carsten Grandke, ID media

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Design Patterns sind Muster oder Prinzipen für die Lösung eines konzeptionellen Problems. Bewährte Lösungen, die helfen, nicht alles immer wieder neu erfinden und testen zu müssen. Beispiel eines solchen Pattern könnte ein Navigationstyp oder ein Login-Prozess sein.
Beispiel für eine Library: http://developer.yahoo.com/ypatterns/

Die Frage, zu dem dieser Workshop veranstaltet wurde war, ob es sich lohnen würde, speziell für die Konzeption von Communities eine Bibliothek solcher Design Patterns anzulegen. Es wurden Beispiel-Probleme gesammelt, zu denen man Design Patterns anlegen könnte:

  • Kontakt hinzufügen (wird der Kontakt direkt hinzugefügt, muss der Andere erst zustimmen, kann der User sich von einer Kontaktliste eines anderen Users runterlöschen etc.)
  • Suchergebnis (Ergebnisse aus unterschiedlichen Kategorien wie News, User, Blogs etc.)
  • Sicherheitshinweise, Fehlermeldungen (Darstellung, Integration in den Content etc.)

Ich fände eine solche Bibliothek sehr hilfreich und sinnvoll und würde mich gerne beteiligen!
Für den weiteren Austausch wird noch ein Link auf re-publica.de eingestellt. Der Vortrag wurde auch gefilmt, ich hoffe, dass das Video dann auch irgendwo abzurufen sein wird. Ich werde es nachtragen.

Interessant fand ich, wie viele Konzepter und Informationsarchitekten auf der re:publica waren. Der Raum war viel zu klein für den großen Andrang.

Partizipatorisches Internet
Von wegen: Dein User ist stinkfaul!

Felix Petersen, Plazes.com

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Wie kann man den User zum Mitmachen aktivieren?

Die Faulheit des Users beachten! Ihm keine Umwege abverlangen.
Beispiel del.icio.us: Bookmarks setzt der User sowieso, durch den Button im Browser macht es keinen Unterschied, ob er sie im Browser oder auf delicious setzt.

Sei kein “Klugscheißer”! Sag den Usern nicht, was und wie sie etwas tun müssen.
Beispiel Friendster / MySpace: Fakeuser wurden gelöscht, bei MySpace nicht. MySpace kam dies zu Gute, da sich daraus eine eigne Kultur entwickelte: z.B. wurden Profile für Veranstaltungen angelegt.

Der User ist der Star, nicht die Plattform! Er muss im Vordergrund stehen.
Beispiel MySpace: So schrecklich das Design auch aussieht, hier hat der User die Hoheit darüber, wie sein Profil aussieht. Jedes Profil sieht in erster Linie so aus, wie der User es haben will, nicht wie MySpace es vorgibt.

Den letzten Tipp weiß ich leider nicht mehr genau. Es ging darum, dass man dem User kein leeres Blatt hinlegen soll, sondern ihm Stichworte bieten muss, um seine Kreativität anzukurbeln.

Alles oder Nichts?
Soziale Netzwerke und offene APIs

Andreas Gehret, Xing

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Die Xing-Community, bzw. Die Entwickler haben sich von Xing eine Api gewünscht. Xing hat darüber nachgedacht und ist auf diverse Probleme gestoßen.

Interessante Daten, die man sinnvoll weiterverarbeiten könnte, sind die Kontaktdaten. Nur, Kontaktdaten sind sensible Daten. Der User muss zustimmen, ob seine Daten weiterverarbeitet werden dürfen. Der Einwand, dass die Daten doch auch auf Xing sichtbar sind, hilft nicht viel, da es datenschutzrechtlich einen Unterschied macht, ob man die Daten einsehen oder sie maschinell weiterverarbeiten kann. Geht also nicht so einfach.

Was könnte Xing tun?

  • Die AGBs ändern. Wäre ein riesen Gau, wenn da plötzlich drin stehen würde, dass die Daten an Dritte weitergegeben würden, und man nicht mal sicher sagen kann, an wen genau und was damit passiert. Geht also nicht.
  • Dem User eine Einverständniserklärung nachträglich abverlangen. Bringt nicht viel, weil das sicherlich nicht viele tun werden, und was will man schon mit nur einem Bruchteil der Daten.

Nächstes Problem:
Was kann man eigentlich mit den Kontaktdaten sinnvolles anfangen? Eine Visualisierung der Standorte auf Google-Maps. Bei Google-Maps lächeln schon alle müde, aber eine andere Verwendung ist auch sonst keinem eingefallen.

So, das war’s. Der Workshop endete ziemlich ratlos. Schade eigentlich, aber der Datenschutz in Deutschland scheint da einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen. Jetzt muss Xing nur noch mit dem Zugzwang zurechtkommen, eine Pressemeldung über eine API veröffentlich zu haben, und nun keine Möglichkeit für deren Umsetzung zu sehen.

070411_republica 022 Dann war ich noch bei der Yahoo!Pipes Bastelstunde. Endlich hab ich ne Vorstellung wie das funktioniert – war super!
070411_republica 014 Ich habe endlich mal erfahren, dass übergewichtige Blogger mit Dreitagebart ein Mythos sind.
070412_republica 060 Habe einen Überblick über Social Software von IBM erhalten und viele Antworten auf rechtliche Fragen im Web2.0 erhalten.

Diese und weitere Vorträge und Workshops werde ich aber nicht mehr beschreiben. Wenn ich mich ein bissl durch die Blogbeiträge zur re:publica gewühlt habe, werde ich ein paar Links nachtragen. Oder einfach im re:publica-Wiki mal wühlen, da werden sehr viele Blog-Beiträge gesammelt.

Nachtrag (23.06.07) : Jetzt gibt es auch Videos von einigen Vorträgen!

Aus eins wird zweinull?

Oder wie eine Community langsame Schritte Richtung Social Network unternimmt und die User hinterherhinken.

eins.de ist ein lokales Stadtportal mit Informationen, Entertainment und Events in mittlerweile ziemlich vielen Städten in Deutschland. Ein großer Bestandteil des Portals ist die Community, die es seit über 3 Jahren gibt. Die wichtigsten Community-Features sind User-Profile, Buddy-Listen, privaten Nachrichten, Foren, Party-Foto-Kommentare, News-Artikel-Kommentare und User-Events (mit kompletter Event-Verwaltung). Alles klassische Community-Features, aber eben keine Features, wie man sie von den aktuell erfolgreichen Social Networks kennt.

Die Portale sind in manchen Städten sehr stark präsent. Paradebeispiel ist wiesbaden.eins.de, denn in Wiesbaden wurde eins.de 1999 gegründet wurde. In Wiesbaden werden regelmäßige eins-Events (AfterWorkLounges etc.) veranstaltet und die Fotos von diesen Partys auf der Website veröffentlicht. Wer dort regelmäßig fotografiert wird und in der Community aktiv ist, wird daher auch gerne mal erkannt und angesprochen – davon kann ich ein Lied singen. 😉
Hauptgrund sich auf wiesbaden.eins.de zu registrieren sind die Partyfotos, die man in nicht-eingeloggtem Zustand nicht sehen kann. Über diese Feature kommen die meisten User zur Community. (Nachtrag: Habe gerade noch eine ganz interessante Pressemitteilung von eins.de entdeckt.)

In letzter Zeit bringt eins.de immer wieder neue Features, die in Richtung Social Network gehen und ruft dabei seltsame Reaktionen bei den Usern hervor – was mich auch häufig verwundert.

Offene Buddylisten
Ein typisches Element in der Web2.0-Welt sind die offen sichtbaren Buddylisten und die daraus resultierenden Verbindungen der User untereinander. Vor ein paar Monaten hat eins.de nun auch eine Anzeige im Profil eingeführt, die 5 zufällig User der Buddyliste zeigt.

Mir selbst ging das noch nicht weit genug, ich hätte lieber die komplette Buddyliste gezeigt, aber ich darf auch nicht immer von mir ausgehen. 😉 Die Community reagierte jedenfalls mit Empörung. Ok, die Einführung war nicht wirklich gelungen, denn es wurde nicht angekündigt und es wurden zu Beginn auch User angezeigt, bei denen man auf der Buddyliste steht, aber die nicht auf der eignen Liste stehen. Aber es wurde noch eine Erläuterung nachgeschoben und man kann nun wählen, ob nur die eigenen Buddies oder alle die Liste sehen können. Komplett abschalten kann man die Anzeige dennoch nicht. Es gibt also ein paar konzeptionelle Fehlerchen. Aber eine unter der Usern weit verbreitete Meinung ist, dass es doch niemanden was angeht, wer die eigenen Buddies sind. Selbst die Anzeige der Zahl, auf wie vielen Buddylisten man sich befindet, wird kritisiert.

Vielleicht spielt hier der lokale Faktor mit rein, denn Wiesbaden ist klein, man kennt sich und sieht sich regelmäßig. Nach Einführung dieses Features setzte jedenfalls erstmal ein panisches Buddylisten-Aufräumen ein. Keine Ahnung, wer sich da nicht vorzeigbares drauf befand, aber es müssen wohl Kontakte gewesen sein, die die Freundin / der Freund nicht sehen durfte. Oder Bekannte, die wiederum andere Bekannte nicht leiden können etcpp und weitere private Nachbarschaftskriegsgeschädigte.


Natürlich war es auch nicht in Ordnung, eine bisher private Sache, ohne Vorankündigung öffentlich zu machen, die konzeptionellen Fehler hatte ich ja schon erwähnt, aber selbst jetzt, nach Wochen, höre ich noch Stimmen, die der Meinung sind, dass eine Buddyliste eher privater Natur und nichts öffentliches ist.

Blogs
Seit letzter Woche gibt es nun auch Blogs für die User. Verankert im Profil, kann jeder User Blogbeiträge schreiben, die von anderen kommentiert werden können. Die klassischen Features wie Trackbacks etc. fehlen, sind aber in anderen Social Networks wie MySpace auch nicht vorhanden. Immerhin kann man Blogs und auch Blogbeiträge abonnieren. Die Reaktion der User war zweigeteilt und reichte von Begeisterung über Unverständnis (was ist ein Blog) bis zur totalen Ablehnung. Hauptsächliche Kritik: „Es gibt doch schon das Forum, wozu brauche ich nun noch einen Blog? Die Seite ist eh schon zu voll, da blickt doch keiner mehr durch. Noch mehr sinnbefreites Gelabere.“ und so weiter. Ich habe versucht zu erklären, was an einem Blog anders ist, dass es eben persönlicher ist und dem Profil zugeordnet etc. aber das hat keinen interessiert. Die Themen in den Blogs sind denen im Forum auch sehr ähnlich, ein mehr persönliche Note findet sich da nicht. Vielleicht auch noch nicht, eventuell müssen sich die User erst noch dran gewöhnen.

Fehlender Blick übern Tellerrand oder hohe Loyalität?

Ich wundere mich manchmal darüber, dass viele der Leute, die tagtäglich viel Zeit in dieser Community verbringen, sonst nicht viel von der restlichen Internetwelt mitkriegen. Ein Flickr-Account für unsere Fotos anzulegen, war schon fast zu highlevel. Dabei hätte ich diese Menschen eigentlich als internetaffin eingestuft. Es besteht bei vielen einfach kein Interesse für weitere Aktivitäten im Netz. Letzt fragte jemand im Forum, was man denn von Secondlife halte und viele Kommentare lauteten „Du hast doch schon ein zweites Leben bei Wiesbadeneins, was willst du denn damit noch?“ Ok, Secondlife ist noch mal ne ganz andere Nummer, aber die Ablehnung, ohne zu wissen, um was es geht, ist schon sehr hoch. Das merke ich auch an anderen Web2.0-Diensten und Websites, die ich vorschlage … die Resonanz ist fast immer gleich null.

Allenfalls für andere Stadtportale interessiert man sich noch und das Angebot an Stadtportalen ist alles andere als gering, wobei sich hier in Wiesbaden alles auf Wiesbadeneins und Stadtleben.de konzentriert. Wurden jedoch erstmal Freunde in der Community gefunden, ist der Lock-In-Effekt wohl ziemlich hoch.

Der fehlende Web2.0-Schnack mit dem User

Was Wiesbadeneins noch um Lichtjahre von einem wirklichen Web2.0-Dienst entfernt ist die fehlende Kommunikation mit den Usern. Es gibt unglaublich viele Wünsche und Bugreports im Forum, aber eine Reaktion kommt so gut wie nie dort an. Behoben werden Bugs auch nur sehr sehr schleppend bis gar nicht. Es ist auch schon sehr bezeichnend, wenn der Admin Poweruser auf die Ignore-Liste setzt. Ich würde mir ein offizielles eins-Blog wünschen, aber mittlerweile habe ich es aufgegeben.

PS: Sorry für so viel Text und Hochachtung für alle, die hier unten angekommen sind. 🙂