Man könnte es fast als Kompliment sehen …

… ein Kompliment für Barcamps … wenn eine Konferenz sich partout nicht Konferenz nennen will sondern lieber “Barcamp”. Oder? Anscheinend sind Barcamps mittlerweile so erfolgreich und hoch angesehen, dass sich klassische Konferenzen damit schmücken wollen. 😉 Und dennoch ist es kein Kompliment sondern Dreistigkeit.

Der Begriff “Barcamp” ist keine eingetragene Marke und niemand hat irgendwelche Rechte an irgendwas, was mit Barcamps zu tun hat. Es gibt also nichts rechtliches, was ein Unternehmen davon abhalten kann, eine Konferenz zu veranstalten und das Ganze Barcamp zu nennen. Und dennoch sollte ein Unternehmen so fair sein und das Prinzip Barcamp nicht für eigene Marketing-Zwecke missbrauchen nutzen. Das hat was mit Respekt zu tun.

Der Respekt gilt der Community, die über Jahre hinweg mit viel Begeisterung und Engagement das Konzept Barcamp überall auf der Welt etabliert hat. Ein Prinzip, das seine Regeln hat, die jeder Organisator einhält, weil sie genau das garantieren, was ein Barcamp ausmacht: Offenheit, Austausch, Wissen, Kommunikation, Interaktion, Spontanität … und zwar in einer Intensität, wie es eine Konferenz nicht schafft.

Deshalb gehören Barcamps der Community. In der internationalen Barcamp-Diskussion bezeichnet man sie deshalb auch als Community-Mark. (Längerer Artikel dazu von Chris Messina, einem der Barcamp-Erfinder) Natürlich kann jeder ein Barcamp organisieren, aber dann sollte er sich an die Barcamp-Regeln halten und keinen Profit daraus ziehen wollen.

Schließlich ist ja auch niemand so dreist und etikettiert seine Software als Open Source, wenn der Quellcode nicht offen ist. Oder verkündet ein Fußballspiel, wenn man dann Handball spielt.

Ach ja … der Auslöser für diesen Blogpost: Das Conversion-Camp inkl. bereits laufender Diskussion. Es handelt sich dabei um eine Konferenz mit bereits angekündigtem Programm, festen Rednern und Eintrittspreis. Keine Frage, das Programm klingt sehr spannend – einzig was bei der Veranstaltung nicht passt sind Name und Logo – denn entgegen aller Beteuerungen der Veranstalter verfügt das Event über keinerlei Merkmale eines Barcamps. Es ist schlicht und ergreifend eine Konferenz.

Und wie Franz bereits vor einem Jahr geschrieben hat, bin auch ich der Meinung:

Formate wie BarCamp gehören uns – und nicht Firmen und schon gar nicht PRlern. Die Marke BarCamp muss von der Community getragen werden. Es bedeutet aber auch, dass nur wenn wir als Community für die Marke BarCamp einstehen und bei den falschen, weil z.B kommerziellen Vereinnahmungsversuchen einschreiten, BarCamp noch lange das bleiben kann was es ist. Eines der spannendsten, demokratischsten Formate, die es je gegeben hat.

Meine Bitte ist einfach nur: Anderer Name, anderes Logo. Danke.

PS.:

Das Barcamp-Logo steht übrigens unter der CC-Lizenz CC-NC-Sampling+ und darf mit dieser speziellen Lizenz nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden.

Ein Beitrag von Matthias zur Kommerzialisierung: Die Kommerzialisierung des BarCamp-Gedankens
Markus bloggt: Konversionen. Kunfusionen. Barcamps. Konferenzen. Unkonferenzen. Ja, was denn nun?
Frank auf tumblr: Keine Sponsoren fürs #Conversioncamp aber Medienpartner? und Noch mehr Nachdenkliches zum #Conversioncamp

(Tolle Barcamp Logo Collection von Tine – Herr Bert)

Nachtrag 18.6.2010, 12 Uhr: Das Conversioncamp erhält nun nach 3 Tagen Diskussion ein neues Logo. Damit wäre wohl das Minimum umgesetzt. 🙂

Bisher:

Neu:

14 Antworten auf „Man könnte es fast als Kompliment sehen …“

  1. Ich bin echt gespannt, wie weit sich die Barcamp-Community dafür einsetzt, dass das “conversion”-dings sich umbenennt oder zumindest mal eine Entschuldigung/Einsicht von sich gibt. Dein Artikel ist auf jeden Fall ein wichtiger Beitrag dazu!

  2. Danke für den Artikel. Ähnliche Gedanken gingen mir auch beim Betrachten der Seite durch den Kopf. Als 1-Mann-BarCamp-Organsator kriegt man im ersten Moment ein übles Gefühl im Magen. Ich war im ersten Moment echt wütend, weil 119€ echt finster sind. BarCamps in bestimmten Konstellationen nicht kostenlos anzubieten, kann ich aber verstehen. Einige Camps hatten in der Vergangenheit mit 50% No Show-Rate zu kämpfen, was wirklich ärgerlich ist.

    Ich für meinen Teil, kann nur sagen, dass BarCamps eine wundervolle Sache sind. Auch wenn das vermutlich 1. BarCamp in einer Kleinstadt noch nicht ausgebucht ist, freue ich mich darauf und bin mir sicher, dass sich die langen Abenden lohnen. Die Leute kommen aus ganz Deutschland, das ist fanstastisch.

    Letztlich muss ich aber sagen – nichts verstanden. Kann ich nicht ernst nehmen sowas. Klar kenne ich den Blog und schätze durchaus das Fachwissen der Redner, sind wirklich tolle Leute dabei. Als Organisator kann ich allerdings nur kurz aufstoßen. Es bringt aber nichts darüber sich zu ärgern, ich denke die BarCamp-Community wird den längeren Atem haben und dieser Blogpost zeigt, dass es nicht wirklich angesehen ist.

    Ich wäre sogar gern auf die Veranstaltung gefahren, aber der Umstand des Deckmantels eines Camps welches eine Konferenz ist, hat mich dann davon abgehalten.

    Wie auch immer, danke für die offenen Worte. Ich hoffe, in meiner Vorfreude auf das eigene Event, ist mein Kommentar nicht zum Werbepost mutiert. Wenn doch, bitte ich dies höflichst zu entschuldigen.

    Beste Grüße,
    Kai

  3. Hi Pauline,

    Danke nochmal für den Post! Ich wäre als Barcamper ja schon zufrieden wenn das Logo ausgetauscht würde … dürfte nicht so schwer sein.

    Ansonsten schießen sich die Jungs weiter selbst ins Knie. Und das konvertiert gar nicht.

    Gruß, Seb

  4. Danke für das Engagement! Ich sehe das genau so, habe aber gerade nicht die Zeit und Energie, mich in die Diskussion zu hängen. Umso besser, das Du es tust!

  5. “Das Barcamp-Logo steht übrigens unter CC-Lizenz und darf nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden.” finde ich etwas unglücklich formuliert. Es kommt ja auf die Art der Lizenz an. Es gibt ja durchaus auch CC Lizenzen, zb. CC-BY-SA, die die kommerzielle Nutzung gestatten. Das BarCamp Logo steht unter CC-NC-Sampling+. Es ist das NC, dass die kommerzielle Nutzung ausschließt. Abgesehen davon, kann ich aber nur zustimmen.

  6. Ich kann nur zustimmen. Barcamps sind eine wundervolle Sache und es kann nicht sein, dass die Marke “Barcamp” und das Image der Veranstaltungen durch halbgare Formate beschädigt wird.

    In beides sind viel Arbeit und Engagement geflossen.

  7. Das, was der Betreiber da zuerst an Diskussion eingebracht hat, zeugt nicht gerade von professionellem Issue-Management … 🙂

    Danke für diesen Artikel.

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