Fundstück: Individuelle Anleitung

Ich bin gerade zufällig auf eine kleine Anleitung gestoßen, die auf ganz einfache Art und Weise personalisiert wurde.

Es geht darum, dass viele Mail ungewollt im Spam-Ordner landen und dass viele betroffene Firmen daher versuchen ihren Kunden zu erklären, wie sie das verhindern können. Und zwar ganz einfach dadurch, dass diese die Absender-Adresse ihrem Adressbuch hinzufügen. Leider wissen viele Menschen nicht, wie man das macht, also braucht’s eine Anleitung.

Und genau diese Anleitung habe ich gerade bei dem Kleinanzeigen-Portal Quoka.de gesehen, nachdem ich dort eine Anzeige inseriert hatte. Das hier ist die Bestätigungsseite mit der Anleitung:

Doch was ist daran nun das Besondere? Der Screenshot von Gmail!

Denn: Nicht alle Quoka-Kunden nutzen Gmail … aber ich, und das weiß Quoka, denn ich habe ja weiter vorne im Prozess meine Mail-Adresse angegeben. Quoka zeigt einfach je nach angegebener Mail-Adresse einen entsprechenden Screenshot als Anleitung an. Natürlich nur bei Adressen wie Gmail, GMX, Hotmail etc.

Ein einfacher aber praktischer kleiner Trick.

 

Vergessen wir doch endlich die 7+/-2 Regel …

… zumindest bei dem Thema Navigation. Wie heißt es so schön? Eine Hauptnavigation solle aus ca. 7 Menüpunkte bestehen – plus minus zwei. Also irgendwas zwischen 5 und 9 Menüpunkten sei optimal, weil das menschliche Gehirn nur 7 Einheiten gleichzeitig verarbeiten kann.
Alles Quatsch! Vergesst’s!

Die Musik zum Blogbeitrag (optional) https://twitter.com/Brassrootsmusic

Es gibt im Webdesign diverse Legenden, die an unserer Arbeit kleben wie das Pech an der Marie. Der Klassiker: Laut Jakob Nielsen scrollen nur 10 % der Nutzer eine Seite nach unten. Diese Aussage ist von 1996 und wurde von ihm bereits ein Jahr später widerrufen.

Und eine andere bekannte Legende ist eben die 7+/-2 Regel. Diese Regel stammt aus einer Untersuchung von George Miller aus dem Jahr 1956 und ist bekannt geworden als die Millersche Zahl. Wikipedia:

Die Millersche Zahl (engl. The Magical Number Seven, Plus or Minus Two) bezeichnet die von George A. Miller festgestellte Tatsache, dass ein Mensch gleichzeitig nur 7±2 Informationseinheiten (Chunks) im Kurzzeitgedächtnis präsent halten kann.

Miller hat also untersucht, wie viele Einheiten ein Mensch im Kurzzeitgedächtnis speichern kann. Und genau das ist es, was nicht passt! Denn niemand muss die Menüpunkte einer Website-Navigation auswendig aufsagen können. Sie stehen immer oben oder links, oder man kann sie jederzeit aufklappen.

Um mit einer Navigation gut arbeiten zu können, muss der Nutzer die Menüpunkte gut lesen und verstehen können. Das ist Wahrnehmungspsychologie. Was Miller untersucht hat, gehört zur Lernpsychologie und ist was ganz anderes! (Noch dazu gibt es neuere Untersuchungen zu diesem Thema.)

Eine Navigation kann also ruhig auch aus mehr als 7 Menüpunkten bestehen – wichtig ist, dass die Struktur nachvollziehbar ist und der Nutzer alle Inhalte damit finden kann. Er muss eine Vorstellung davon bekommen, was sich hinter jedem Menüpunkt verbirgt. Also, wenn notwendig, lieber ein paar Punkte mehr in die Navigation reinpacken, als sich sinnlos auf 7 Punkte zu knechten. Dadurch führt man höchsten Dinge zusammen, die nichts miteinander zu tun haben, und baut im schlimmsten Fall noch mehr Ebenen in der Tiefe auf.

Es geht hier auch nicht nur um Hauptnavigationen – das gleiche Prinzip gilt auch für Sub-Menüs. Sehr gute Erfahrungen haben wir z.B. mit Megadropdowns gemacht, in denen manchmal 3, 4 oder 5 Kategorien mit ganz vielen Sub-Menüpunkten auftauchen. Die Kategorien sieht man dann auf den Unterseiten auch wieder in der linken Navigationsleiste. Durch diese Gruppierungen bleiben selbst etwas längere Navigationen noch bedienbar.
Die Nutzer in unseren Usabilitytests sind immer sehr begeistert und bezeichnen diese Art der Navigation als sehr übersichtlich. Beim RMV.de kann man sich ein Beispiel ansehen. (Umgesetzt nach den Regeln von Jakob Nielsen.)

PS: Ja, auf der Wikipedia-Seite der Millerschen Zahl steht auch, dass man sie auf die Navigationspunkte einer Website anwenden kann … das müsste man mal dort ändern.

Kleines Usability-Rätsel auf ZDF.de

Seit einem halben Jahr erstrahlt die Website des ZDF in neuem Glanz … und seit dem habe ich Schwierigkeiten, Informationen zu den einzelnen Sendungen zu finden. Neben der Navigation im Allgemeinen verwirren mich Sendungs-Detailseiten wie diese:

Die große Frage lautet nun: Wo muss man klicken, wenn man Text-Informationen zu dieser Sendung lesen will? Also eine Inhaltsangabe z.B.

Na? Wo würdet ihr klicken? Wer es selbst auf der ZDF-Seite rausfinden will liest erstmal nicht weiter. 😉

Ich habe es jedenfalls ein halbes Jahr lang nicht geschafft, den Weg dorthin zu finden. Deshalb musste ich heute mal meckern:

Und dann kam die große Auflösung vom ZDF:

Also jetzt mal ehrlich: Wer erwartet hinter einer Uhrzeit in einem orangenen Kreis die Inhaltsangabe???

Warum das ganze nicht funktioniert:

  • So wie die Seite aufgebaut ist, stehen alle inhaltlichen Informationen in dem grauen Kasten. Genau dort erwartet man einen zusätzlichen Link zur textlichen Inhaltsangabe.
  • Die Uhrzeit im orangenen Kreis (hoheitsvoll EPG genannt) ist nicht als Link gekennzeichnet. Alle anderen Links im Kreis haben einen Pfeil als Link-Kennzeichnung. Man kommt also gar nicht erst auf die Idee, es mit einem Klick auf die Uhrzeit zu versuchen.
  • Im grauen Kasten gibt es einen Hover auf der Headline, was in der Regel einen Link kennzeichnet. Leider kann man dort aber nicht klicken, was dann auch wieder für Verwirrung sorgt.

Nun ja, wenigstens bin ich nicht die einzige, die damit Probleme hatten. 🙂

Die Unterhaltung ging noch munter weiter, aber ich werde es hier mal dabei belassen.

Formular-Fundstück: So spart man sich die Rückrufe

In dem Wort “Rückruf-Service” steckt zwar das Wort “Service” drin, wer aber nur so tun will, als biete er diesen Service an, muss nur solch ein Formular anbieten:

Liebe DAK, wenn du nicht willst, dass man einen Rückruf anfordert, dann lass doch einfach die Funktion weg! Denn in dieser Form macht das keinen Spaß. Und zwar in mehrfacher Hinsicht:

Benutzerfreundlichkeit

Den Nutzer, der gerne Formulare ausfüllt, muss man mir mal zeigen. Hätte ich das Formular nicht schon selbst ausgefüllt, ich würde mich fragen, wer so doof ist, sich dieses lange Formular anzutun. 😉

Datensparsamkeit

Ich zitiere mal aus Wikipedia: Die Grundidee der Datensparsamkeit “ist, dass bei der Datenverarbeitung nur so viele personenbezogene Daten gesammelt werden, wie für die jeweilige Anwendung unbedingt notwendig sind.” Und wie viele Daten sind für einen Rückruf notwendig? Genau! Die Telefonnummer. Sonst nix. Ok, damit sich der Rückrufende ein wenig vorbereiten kann, ist bei Mitgliedern die Mitgliedsnummer sicherlich sinnvoll, der Name vielleicht auch noch.

Uneindeutige Angaben zu Pflichtfeldern

Über dem Formular steht der Satz: “Alle mit einem * gekennzeichneten Felder müssen ausgefüllt werden. Ein Absenden ist sonst nicht möglich.” Und unter dem Formular steht “Alle Angaben sind freiwillig.” Eindeutig ist das nicht. 😉

Nutzung der Daten

Obwohl man ja nur einen Rückruf wünscht, werden die Daten wahrscheinlich zu Marketing-Zwecken genutzt, denn unter dem Formular findet sich noch der Satz “Ihre Angaben werden zu Informations- und Beratungszwecken bis auf Widerruf gespeichert und genutzt.” Eine Adresse für den Widerruf muss man sich selbst suchen. 🙁

Umsetzung in der Praxis

Auch das schönste Formular lohnt sich nicht, wenn nie jemand zurückruft. Wie oben schon erwähnt, habe ich wirklich alles ausgefüllt … und dann vergeblich auf einen Rückruf gewartet.